Im SBB-Nachrichtenblatt 8/1949 findet sich ein Eintrag zum neuen Schalterwerk Integra
Gleisplan Murten / Muntelier Stand 1977. Zusätzlich ein grösserer Ausschnitt des Stellwerks vom gleichen Plan
Das Stellwerk Schalter Integra stammt aus dem Jahr 1949. Zum Stellwerk gehörte eine Gleistafel mit Darstellung der Gleise und Signale. Im Jahr 1977 wurde diese Gleistafel durch einen Aufbau mit
einem Dominostellwerk ersetzt. Dieses kombinierte Stellwerk Schalter / Domino besteht bis heute. Fahrstrassen und Weichen werden mit dem Schalterstellwerk bedient, während sich Barrieren,
Isolierungen und Streckenblock im Dominoteil befinden.
Solche Schalter / Dominoanlagen gibt es auf weiteren (allen?) Stationen zwischen Galmiz und Châtillens (Broye-Linie). Der Grund dürfte ua. die Automatisierung der Barrieren gewesen sein. Allein
auf dem Murtner - Dominostellwerk können 20 Barrierenanlagen bedient werden.
Der Gleisplan weist einige Besonderheiten auf, angefangen von Seite Faoug:
Das Einfahrsignal A kann nur Fahrbegriff 2 zeigen. Ausfahrvorsignal ist keines vorhanden
Der Niveauübergang Meyriez ist in der Gegend bekannt als "Sprungschanze". Die Strasse ist stark abfallend, die Gleise hingegen waagrecht. Beidseitig des Übergangs ist für Strassenbenützer
eine Höchstgeschwindigkeit von 10 km/h (!) signalisiert
Die Einfahrt nach Gleis 1 erfolgt über Weichen 1 und 2 auf Ablenkung. Solche Weichen, die in Grundstellung auf Ablenkung stehen, werden als Minusweichen bezeichnet. Am Stellwerk sind sie rot
markiert. Auch die heute nicht mehr bestehende Weiche 5 scheint eine Minusweiche zu sein
Bei Weiche 2 befindet sich Stellwerk 1, von welchem die Weichen und die Barriere Seite Faoug bedient werden konnten. Es dürfte sich dabei nicht um ein richtiges Stellwerk gehandelt haben,
sondern um einen Posten, welcher nur bei grösseren Manöver örtlich bedient wurde
Südlich vom Bahnübergang befindet sich die Remise, in welche Gleis 24 führt, während Gleis 15 davor endet. Auf der Rückseite der Reimse ist ein mit W.H (=Wärterhaus) bezeichneter Anbau
sichtbar. Dort befand sich der Barrierenposten für die Barriere km 76.225
Die Remise beherbergt seit kurzem eine sehenswerte Ausstellung des Eisenbahn und Sammler Museum Courlevon (ESMC) link
Das Einfahrsignal Seite Cressier zeigt ebenfalls nur Fahrbegriff 2 und es fehlt ein Ausfahrvorsignal. Das ist heute noch so. Verschwunden ist hingegen die Kontrolllampe für den Niveauübergang
km 21.998
Weiter Seite Cressier gibt es noch eine Taste "W1 Cou." Damit konnte die Anschlussweiche in Münchenwiler-Courgevaux bedient oder freigegeben werden. Vor ein paar Jahren wurde Münchenwiler
grosszügig ausgebaut. Seither finden hier die halbstündlichen Taktkreuzungen statt
Weichen 10, 11 12 und 31 sind Handweichen und somit nicht im Stellwerk zentralisiert
Aus den Stumpengleisen 7, 6 und 9 sind signalmässige Ausfahrten Richtung Faoug möglich. Dass aus Stumpengleisen ausgefahren werden kann, ist eher selten und man kann von einer grosszügigen
Anlage sprechen. Bei den noch bestehenden Stumpengleisen 7 und 6 ist das auf alle Fälle nicht mehr möglich
Aussergewöhnlich sind auch die Fahrstrassen b4 und b5. Ds bedeutet, dass signalmässige Ausfahrten aus diesen Gleisen Richtung Faoug möglich sind. Das geht nur über die Handweichen
Es gibt 4 Rangiersignale M1 bis M4, heute ebenfalls nicht mehr vorhanden. Sie sind mit einem weissen dreieckigen Aufsatz versehen, was bedeutet, dass sie unbeleuchtet ohne Bedeutung sind.
Wahrscheinlich konnten sie nur das Kreuzsignal (= rangieren verboten) zeigen und mussten beleuchtet werden, wenn eine Fahrstrasse eingestellt werden sollte
In Gleis 8 gibt es einen Bockkran und in Gleis 6 eine 90t Brückenwaage. Beides ist heute verschunden
Gleis 6 ist heute kürzer und endet auf gleicher Höhe wie Gleis 7
Im Laufe der Jahre ist die Gleisanlage massiv verkleinert worden. Gleise 8, 10, 9, 24, 14, 15, 31, 25 und 5 sind nicht mehr vorhanden. Ebenfalls entfernt wurden Weichen 4, 10, 11, 12, 13, 31
und 16. Weichen 7 und 14 sind nur noch einfache Weichen stattt doppelte Kreuzungsweichen
Perron 2 und der schmale Perron zwischen Gleis 3 und 4 können nur mit Überschreiten der Gleise erreicht werden. Für die ua. in Murten stattfindende Expo 02 (Schweizerische
Landesausstellung im Jahr 2002) wurden eine Unterführung und ein Aussenperron an Gleis 4 errichtet
Beim Einfahrsignal D Seite Muntelier fehlt ebenfalls ein Ausfahrvorsignal
Auf der ganzen Anlage verstreut finden sich insgesamt 12 weiss umrandete schwarze Punkte (z.B. bei Weiche 19). Dabei könnte es sich um Klingeln gehandelt haben, mit denen vom Stellwerk
aus Signale abgegeben werden konnten. Beispielsweise 4 mal kurz = Zustimmung für eine Rangierfahrt von Seite Muntelier nach Gleis 4
Zwischen Murten und Muntelier befinden sich heute Blocksignale 1P (Fahrrichtung Murten - Muntelier) bzw. 1S und 2S (Fahrrichtung Muntelier - Murten), auch das "dank" der Expo 02. Signal 1S
ist gleichzeitig das Einfahrvorsignal Murten. Die "Abzweigsignale" H und J sind heute ebenfalls kombinierte Signale, während Signal G 1/3 bis heute unverändert steht
Stellwerk:
Insgesamt 30 Plätze, davon sind 14 Plätze mit Weichenschalter (WS) und 3 mit Fahrstrassensignalschalter (FSS) besetzt. Zusätzlich sind noch an 2 Plätzen die Klingelcodes angebracht
Über den Schaltern befinden sich plombierte Tasten "NT1" , "NT2" etc. Das sind Nottasten, mit denen die Weichen auch bei besetzter Isolierung umgestellt werden können
Tasten "M1" bis "M4" und darüber "LTM1" bis "LTM4" sind die Tasten für die Rangiersignale. Diese Tasten sind nicht nebeneinander angebracht, sondern entsprechend der Aufstellung in der
Aussenanlage
Tasten "abJU", "cdJU" und "efJU" sind die Isolierumgehungen für die entsprechenden Fahrstrassen. Damit können die Signale auch bei gestörten Gleisisolierungen auf Fahrt gestellt werden. Auch
diese Tasten sind plombiert und dürfen nach dem Ausfüllen einer Checkliste betätigt werden. Zusätzlich muss der Lokführer mit einem Sammelbefehl über die Störung verständigt werden. Nach der
Störung muss die Taste wieder plombiert werden und ein Bericht über die Störung wird fällig
"NTef", "NTab" und "NTcd" steht für Nottaste und für die entsprechenden Fahrstrassen. Damit kann eine eingestellte Fahrstrasse zurückgenommen werden, z.B. bei einer Fehlbedienung oder wenn
ein Zug wegen einer Lokstörung nicht weiterfahren kann. Auch diese Tasten sind plombiert. Merkwürdigerweise sind diese Tasten geographisch unlogisch plaziert
Die Tasten S sind vermutlich die Signaltaste für die Klingeltöne, wobei "S" für "Sonnerie" steht. Es gab 3 Tasten für 3 Gruppen entlang den Gleisen Richtung Faoug, Cressier und Muntelier. Die
Liste der Klingelcodes ist praktischerweise gleich in der Nähe angebracht
Zusammen mit dem Gleisplan wurde das 32/77 herausgegeben, wobei es sich nur um einen "Auszug für das deutschsprachige Fahrpersonal" handelt. Eine komplette DV wird für später in Aussicht gestellt
(Artikel 12)
Hier zum Vergleich ein Plan Stand 2011. Einige Änderungen habe ich bereits oben beschrieben. Weitere Punkte:
Bei den Einfahrsignalen A und D gibt es nun auch Ausfahrvorsignale
Der Übergang an der Einfahrt Seite Cressier ist nun mit Barrieren gesichert statt nur mit Blinklichtern
In den Stumpengleisen 6 und 7 gibt es eine Entgleisungsvorrichtung SD3 ("sabot de deraillement"), da es keine Schutzweichen mehr gibt
Bei der Abzweigung Muntelier gibt es die Anschlussgleisanlage Löwenberg mit Weichen 102 und 103. Diese sind mit einem Schlüssel gesichert, der im Stellwerk Murten eingesteckt ist. Wenn er
entfernt wird, können keine Signale mehr auf Fahrt gestellt werden
Eine weitere Foto aus einem SBB-Nachrichtenblatt, diesmal aus der Nummer 8/1933
Sammlung S. Niklaus
Diese Fotos wurden im SBB-Nachrichtenblatt 10/78 veröffentlicht. Sie zeigen einen Extrazug mit Speisewagen aus 6 Ländern. Dieser "kulinarische Rundreisezug" verkehrte damals zu Ehren des 75
jährigen Jubiläums der SSG (Schweizerische Speisewagen Gesellschaft) und erfreute sich grossen Zuspruchs.
Wo die Aufnahmen gemacht wurden, ist in der Legende nicht vermerkt und vom Stationsschild lässt sich nur der letzte Buchstaben lesen. Doch mir ist die Örtlichkeit bekannt vorgekommen...
...die Aufnahmen wurden nämlich in Murten gemacht, wie die Vergleichsfotos vom 29. Januar 2022 zeigen. Der Kamin des Güpterschuppens ist in er Zwischenzeit verschwunden.