Wohlen

Wohlen Stand  Januar 1933 Plan Sammlung O. Wileczelek

  • Wohlen ist ein Zweisystembahnhof: Die Wohlen - Meisterschwanden - Bahn aus Richtung Villmergen und die Bremgarten - Dietikon - Bahn aus Richtung Wohlen Oberdorf sind mit Gleichstrom elektrifiziert, die SBB-Strecke hingegen mit Wechselstrom
  • Die Bremgarten - Dietikon - Bahn ist eine Schmalspurbahn. Für Güterzüge besteht ein Dreischienengleis bis Bremgarten West. In Wohlen beginnt es bei Weiche 33. Das Normalspurgleis führt nach Gleis 15, das Schmalspurgleis Richtung Gleise C I und C II
  • In der Gleisgruppe B gibt es eine Drehscheibe sowie eine Lok - und Wagenremise
  • Keine schienenfreien Zugänge
  • SBB-seitig sind Ein - und Ausfahrten in Gleise 1 bis 5 möglich, also auch auf das Gegengleis der Doppelspur. Wohlen ist ja nicht nur Durchgangsbahnhof, sondern auch Wendebahnhof der Züge aus Brugg
  • Das Wiederholungssignal C 1/2 W wird mit einem elektrischen Motor angetrieben.
  • Am Befehlsstellwerk kann nur eine Sammelfreigabe erteilt werden. Das verlangte Gleis wird den Stellwerken mittels einem Geber angezeigt. Wenn eine Einfahrt eingestellt ist, ertönt auf dem Stellwerk  der Gegenseite ein Wecker. Damit wird der Stellwerkbeamte auf die bevorstehende Zugseinfahrt aufmerksam gemacht und er kann allfällige gefährdende Manöver aufhalten
  • Aus Villmergen kann nur in Gleis 6 ein - und ausgefahren werden. Die anschliessenden Weichen 15, 16 und 17 sind nur Handweichen und nicht in den Stellwerken angeschlossen. Auch gibt es keine Fahrstrassen von / nach Gleis 6 zur SBB. Falls ein Zug von der SBB zur WM oder umgekehrt übergehen soll, braucht es immer Rangierfahrten. Der Grund dürften die unterschiedlichen Stromsysteme sein
  • Signal G Seite Wohlen-Oberdorf ist in Grundstellung auf Fahrt. Wenn ein Güterzug aus Bremgarten fällig ist, legt der Wärter in Stellwerk II den Signalhebel G um. Signal G geht dann auf Halt, Rangiersignal R auf "rangieren gestattet" und Weiche 33 wird entriegelt. Der Güterzug kommt vor dem Signal G zum Stehen und wird dann mit gesenktem Stromabnehmer vom Stationsmanöver via Gleis 15 in den Bahnhof hineingezogen. Abfahrende Güterzüge werden entsprechend hinausgeschoben. 
  • Seite Dottikon ist ein Streckenblock vorhanden
  • Weichen 10, 11 und 14 sind Handweichen. Sie müssen bei einer Ein- oder Ausfahrt in Gleis 1 mit einer Kurbel vom Befehlsstellwerk aus verriegelt werden
  • Barrierenposten 17f bei Ausfahrsignal C 1/2
  • Eine weitere Barriere befindet sich im nördlichen Bahnhofsteil bei km 71.565. Sie wird von Stellwerk I aus bedient, ist aber wie damals üblich nicht ins Stellwerk eingebunden. Die Signale können also auch bei offener Barriere auf Fahrt gestellt werden

 

 

Wohlen Stand März 1967: Plan Sammlung K. Hinrichs

  • Die Strecke Wohlen - Boswil-Bünzen wurde 1966 auf Doppelspur ausgebaut. Da das Stellwerk Wohlen nicht angepasst werden konnte, verbleibt zwischen Weichen 35 und 41 ein kurzer einspuriger Abschnitt
  • Seite Dottikon hat noch ein Klappscheiben-Vorsignal überlebt. Zu diesem Zeitpunkt sind diese Signale schon recht selten.
  • Weichen 10/11 und 14 werden nun mit einem Schlüssel statt mit einer Kurbel verschlossen
  • Das Wiederholungssignal C 1/2W ist immer noch vorhanden. Dieses Signal wurde 1982 als letztes seiner Art ausser Betrieb genommen und danach im Garten des Bahnhofrestaurant aufgestellt
  •  Die Lok - und Wagenremise inklusive Drehscheibe in Gleisgruppe B sind immer noch vorhanden. Einige Gleise und Weichen sind verschwunden
  • Signal G an der Einfahrt Seite Wohlen Oberdorf ist nun ein Lichtsignal. Anstelle des Rangiersignals R wurde ein Sperrsignal S aufgestellt, auch das ein Lichtsignal
  • Immer noch vorhanden ist der örtlich bediente Bahnübergang beim Ausfahrsignal C 1/2. Dieser Übergang "Büttikerstrasse" wurde Ende 1981 durch eine Unterführung ersetzt und geschlossen

 

Verschlusstabelle und dazugehörige Zeichenerklärung

 

Stellwerk I und Befehlstellwerk in vergrösserter Version. Je eine Foto dieser Stellwerke findet sich im Buch "Hebel, Riegel und Signale" von H.G.Wägli. Befehlwerk auf Seite 8, Stellwerk I auf Seite 242.

 

Am Befehlstellwerk können weiterhin nur Sammelfreigaben für Ein- und Ausfahrten ohne Gleiswahl erteilt werden. Die Gleismelder, mit denen das verlangte Gleis angezeigt wird, gibt es immer noch. Auf dem Plan 1933 waren sie noch im Blockkasten integriert, nun befinden sie sich in einem separaten Gehäuse 

 

Im Stellwerk I gibt es für Ein - und Ausfahrten von und nach Villmergen nur einen einzigen Signalhebel E/F ohne weitere Abhängigkeiten. Weichen 7 wird lediglich im  Signaldraht verriegelt. Einen Fahrstrassenhebel gibt es nicht.

 

Stellwerk II. Im Zusammenhang mit der Doppelspur nach Boswil wurde dieses Stellwerk elektrifiziert. Das heisst, die Weichen werden nicht mehr mit Drahtzügen umgestellt, sondern sind mit Weichenmotoren versehen. Statt mit grossen Hebeln werden die Weichen mit kleinen waagrechten Schalthebeln ähnlich den Fahrstrassenhebeln betätigt.

Zwischen Stellwerk I und II gibt es keine gegenseitigen Zustimmungen oder Abhängigkeiten.

Pläne Sammlung K. Hinrichs

 

Neu 01.04.2025:

Plan Stand 1981 Plan Sammlung M. Wunderli

 

Die Umbauarbeiten haben begonnen, Seite Boswil ist einen neue Weiche 55 eingebaut. Die Gleisgruppe B mit Lok- und Wagenremise ist verschwunden, dafür gibt es dort neu eine Rampe.

 

 

In Wohlen stand das letzte mechanische Wiederholungssignal des Schweiz.

Foto: Schweizer Eisenbahn-Revue SER Ausgabe 4/1982 / D. Heer. Mit freundlicher Genehmigung des Minirex-Verlag.

 

Dazu der Text aus der SER 4/1982:

 

Letztes Wiederholungssignal abgebrochen:

Im Rahmen der Inbetriebnahme von neuen Sicherungsanlagen im Raum Wohlen wurde in der Nacht 9./10. Mai 1982 das letzte mechanische Wiederholungssignal der SBB, welches im Bahnhof Wohlen Richtung Boswil-Bünzen signalisierte, ersetzt und entfernt. Als Wiederholungssignal dienten Semaphore mit rechteckigen Flügeln, deren Vorderseite aus nachts von innen erhelltem Mattglas bestand. Das auf der Ausfahrseite des Bahnhofs Wohlen postierte Wiederholungssignal hatte die Bedeutung eines Vorsignales zum Ausfahrsignal und war aufgestellt, weil vom normalen Halteort der Züge das Ausfahrsignal nicht sichtbar war. Weitere  derartige Wiederholungsignale gab es in Wädenswil, Zürich Enge und Zürich Oerlikon. Dasjenige von Wohlen ist jetzt in der Gartenwirtschaft des Bahnhofbuffets aufgestellt.

 

...wo ich es im August 1982 fotografierte. Ich war also wenige Wochen zu spät, um es noch in Betrieb zu erleben. Ob das Signal noch dort steht, konnte ich nicht herausfinden. Google Street-View ist dort nicht durchgefahren...

Foto S. Niklaus August 1982

 

 

Das neue Stellwerk Domino 67 wurde am 10. Mai 1982 in Betrieb genommen. Damit verschindet auch der  Einspurabschnitt im südlichen Bahnhofteil. Und nicht nur das, 100 Jahre nach der Eröffnung ist damit die ganze Gotthardbahn Basel - Chiasso durchgehend doppelspurig befahrbar!

 

 

 

Plan von 1982 nach Inbetriebnahme des neuen Stellwerks Domino 67 Plan Sammlung Waldburger (WaBu)

 

Von Villmergen sind nun auch Fahrstrassen in des SBB-Bahnhofteil möglich. Die Wohlen - Meisterschwanden Bahn (WM) wurde 1966 auf das SBB-Stromsystem umelektrifiziert.

 

Nachfolgend die dazugehörende Dienstvorschrift für das neue Stellwerk Domino 67:

DV 1155 Sammlung Waldburger (WaBu)

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Wohlen_DV1155_1982_WaBu.pdf
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Plan Stand 2004. Plan Sammlung S. Niklaus

 

Gegenüber 1982 ist die Gleisanlage nur wenig verändert. Der Betrieb auf der Wohlen - Meisterschwanden Bahn wurde 1997 eingestellt. Das ehemalige Streckengleis dient nur noch als Anschlussgleis zu einem Industriebetrieb. Auf diesem Plan noch vorhanden ist das Dreischienegleis nach Bremgarten. Dieses wurde vor wenigen Jahren ebenfalls entfernt, so das dort nur noch ein Schmalspurgleis ohne Anbindung an die SBB liegt.

Das Stellwerk Domino 67 von 1982 ist bis heute (Stand 2025) in Betrieb, normalerweise ferngesteuert von der BZ Mitte in Olten.

 

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 Herzlichen Dank an K. Hinrichs, M. Wunderli und U. Dikenmann für Angaben und Unterlagen zu diesem Artikel

 

 

Weitere Gleispläne von Wohlen finden sich auf dieser Homepage unter Gleispläne SBB:

1936 Link

1950 Link

1966 Link

 

 

 Artikel ergänzt 04.04.2025 / S. Niklaus