Sonceboz

Sonceboz ist ein Abzweigbahnhof im französischsprachigen Berner Jura. Die Station heisst eigentlich Sonceboz-Sombeval, aber auf den Stellwerkplänen ist überall nur Sonceboz eingetragen.

 

Gleisplan Stand Oktober 1909

 

Die Strecke Lengnau - Grenchen Nord - Moutier mit dem Grenchenbergtunnel gab es damals noch nicht. Deshalb war (Bern-) Biel - Sonceboz - Tavannes (- Delémont - Basel / Delle - Paris) die wichtigere Strecke und die gerade Durchfahrt durch Geleise II führte in diese Richtung. Die Linie nach La Chaux-de-Fonds war die Abzweigung, alle Fahrstrassen dorthin gingen über ablenkende Weichen.

Bemerkenswert ist der grosszügige Mittelperron, vor über 100 Jahren keine Selbstverständlichkeit. Das deutet darauf hin, dass hier viel umgesteigen wurde. Die Schnellzüge Biel - Basel / Delle und umgekehrt hielten in Gleis II an, während der Anschluss von und nach La Chaux-de-Fonds in Gleis III hergestellt wurde.

 

Weitere Betrachtungen von links nach rechts:

  • Als Nachbarstation Seite Biel ist La Heutte angegeben. Das ist eher ungewöhnlich, da es sich dabei nur um eine Haltestelle handelt. Der nächste Bahnhof ist eigentlich Reuchenette-Péry. 
  • Seite Biel gibt es keinerlei Stumpengleis, obwohl die Strecke dort in ein Gefälle übergeht. Biel in knapp 15 km Entfernung liegt gut 200m tiefer, ein entlaufender Wagen hätte hier üble Folgen.
  • Die Kilometrierung der Strecke beginnt in Bern und läuft dann über beide Strecken weiter. Durchgehenden Verkehr ab Bern gibt hier allerdings schon länger nicht mehr, die Züge Bern - La Chaux-de-Fonds fahren via Neuchâtel
  • Beim B.V. (Bâtiment Voyageurs = AG Aufnahmegebäude) gibt es auch ein Buffet, was ebenfalls auf umsteigende Fahrgäste hindeutet.
  • Vor dem B.V. befindet sich das Befehlwerk, das Wärterstellwerk liegt nur unweit daneben zwischen dem Mittelperron und dem Stumpengleis 9. Die Lage der Drahtzüge ist mit gestrichelten Linien dargestellt
  • Nicht klar ist mir die Bedeutung L.A. (Latrine?)
  • Wie üblich wurden die Weichen und Gleise ohne Lücke durchnummeriert. Die Verbindung von Gleise VI zur Drehscheibe wurde wohl später gebaut, so dass die neue Weiche 5a getauft wurde. Für das neue Gleis wurde hingegen entgegen der geographischen Reihenfolge die nächste freie Nummer 13 vergeben
  • Für die Lokbehandlung gibt es eine Drehscheibe und eine zweigleisige Lokremise
  • Die Stumpengleise sind mit Sperrschuhen gesichert, ebenso Weiche 14 an der Verbindung zur Drehscheibe. Einzig die doppelte Kreuzungsweiche (DKW) 9 ist nicht im Stellwerk integriert, so dass hier die Möglichkeit besteht, dass ein Fahrzeug ungewollt aus Gleisen 11 oder 12 Richtung Gleis VI rollen könnte. Ich könnte mir vorstellen, dass es eine Weisung gab, wonach Weiche 9 immer Richtung Gleis 10 stehen musste und nur unmittelbar vor Fahrten umgestellt werden durfte
  • Seite Tavannes / Corgémont gibt es auf gleicher Höhe eine doppelte Weichenverbindung zwischen beiden Strecken
  • Der Plan ist beschriftet mit Bâle / Basel, dem Sitz des damaligen SBB-Kreis 2

Alle Hauptsignale sind einflüglig. Für durchfahrende Züge via Gleis II sind Durchfahrsignale Ap / Ep (p = "passage") vorhanden. Zusätzlich gibt es 3 Rangiersignale. 

 

Betrieblich könnte der Ablauf so gewesen sein: Der Zug aus La Chaux-de-Fonds ist in Gleis III angekommen und hat den Anschluss an den Zug aus Tavannes Richtung Biel vermittelt. Die Lok hat abgekuppelt, ist Seite Biel vorgefahren und via Gleise VI - 13 auf die Drehscheibe zurückgefahren. Dort wurde sie gewendet, um dann westwärts via Gleis 10 Richtung Corgémont und zurück nach Gleis III zu gelangen.   

 

Befehlwerk Bruchsal G Stand Oktober 1909.

 

Im Gegensatz zu anderen vergleichbaren Stellwerken sind die möglichen Fahrstrassen klar und übersichtlich gehalten: Es sind Ein - und Ausfahrten aus allen Richtungen nach / von Gleisen I - VI möglich, also 6 x 6 = 36 Fahrstrassen. Keinerlei Ausnahmen, Spezialitäten oder Einschränkungen.

 

 

Wärterstellwerk Stand Oktober 1909

Pläne Sammlung O. Wileczelek

  • Entsprechend dem Befehlwerk gibt es auch hier nicht viele Auffälligkeiten:
  • Die Hebel für die 3 Rangiersignale sind auf der links der Fahrstrassenhebel angeordnet, alle anderen Hebel auf der rechten Seite.
  • Es sind nirgends Reserveplätze vorhanden, eine Vergrösserung der Anlage hätte wohl zu Flickarbeiten geführt. 
  • Die Sperrschuhe sind mit der deutschen Abkürzung "Sp" versehen. Hier wäre eigentlich "Sb" für das französische "sabot" naheliegender.

Gleis - und Stellwerksplan vom 24. September 1975

Plan Sammlung O. Wileczelek

  • Die Drehscheibe und ein Gleis in der Remise sind entfallen
  • Die Verbindung Weichen 6 - 10 wurde entfernt, dafür wurde Gleis 13 mit einer neuen Weiche 6 mit Gleis 10 verbunden. Sonst ist die Gleisanlage gegenüber 1909 weitgehend unverändert
  • Alle mechanischen Haupt - und Vorsignale wurden durch Lichtsignale ersetzt. 
  • Zu den beiden mechanischen Rangiersignale sind noch vier Lichtsignale hinzugekommen: 3 Vorrücksignale (Va 1, 19 + 20) und ein Rangiersignal R3 (rangieren gestattet / verboten).
  • Seite Reuchenette sind die Weichen vollständig isoliert. Der Grund dürfte darin liegen, dass diese Seite vom Wärterstellwerk weiter entfernt ist, während die andere Seite gut einsehbar ist

 

Auch am Befehlwerk sind keine Änderungen feststellbar. Hinzugekommen ist ein Domino-Pult für Gleisisolierungen, Rückmeldung der Signale, Abfahrbefehlsignale und Streckenblock. Seite Biel wurde eine Zugnummernmeldeanlage eingerichtet. Mittels Lenkziffern konnten Vorgänge in den Nachbarstationen Reuchenette und Mahlenwald (Dienststation) eingegeben werden, beispielsweise Durchfahrt oder Kreuzung

 

Im Wärterstellwerk ist nur noch der Hebel für Rangiersignal R1 jenseits der Fahrstrassenhebel verblieben, während jener für R2 anstelle des aufgehobenen Durchfahrsignal Ap verschoben wurde. Dadurch wurden die Laufwege für den Wärter etwas verkürzt. Wie beim Befehlwerk ist auch hier eine Gleistafel mit verschiedenen Anzeigen hinzugekommen. Für die Steuerung von 2 Barrieren sind Bedienkästen vorhanden. Die Weichen wurden aber weiterhin mittels Drahtzügen umgestellt.

 

1991 wurde die mechanische Stellwerkanlage durch ein Drucktastenstellwerk Domino 67 ersetzt. Weiche 4 wurde entfernt, so dass Gleis 6 nur noch ein Stumpengleis ist. Signalmässige Ausfahrten Richtung Westen sind aber nach wie vor möglich. Zusätzlich wurde die Gleisanlage im Bereich der Remise erneut geändert. Bei der doppelten Weichenverbindung Seite Corgémont / Tavannes wurden die Weichen hintereinander gelegt, so dass die Kreuzung entfällt. Diese Weichen können neu in ablenkender Stellung mit 65 km/h befahren werden (Fahrbegriff 3). Zudem gibt es Ausfahrvorsignale.

 

Zum Schluss noch ein Plan Stand 2018, erstmals mit Sonceboz-Sombeval beschriftet. Gleis 4 wurde ebenfalls zu einem Stumpengleis "degradiert"

Plan Sammlung S. Niklaus

 

 

 

Bilder zu Sonceboz habe ich kaum gefunden. In den SBB-Nachrichtenblättern 1924 - 1983 findet sich nur wenig Material. Nachfolgend 3 Bilder aus Richtung Biel, also talaufwärts:

Unterhalb von Sonceboz befindet sich eine malerische Engstelle, die in einem kurzen Tunnel durchstossen wird. Heute führt die Strasse über dem Tunnelportal durch.

 

Nach dem Tunnel folgt eine Brücke über den Fluss Suze (Schüss) und danach das mechanische Vorsignal (meine Lieblingssignale...) von Sonceboz:  Link   (Foto SBB-Historic)

 

 

Schliesslich folgt der Bahnhof Sonceboz, hier eine Aufnahme vom Einweihungsfest zur Aufnahme des elektrischen Betriebs.

 

Fotos SBB-Nachrichtenblatt 2/1931 bzw. 7/1934

 

Weitere Gleispläne von Sonceboz finden sich auf dieser Homepage unter Gleispläne SBB:

1936 Link

1953 Link

1968 Link