St-Blaise BN

 

 

Der Bahnhof St-Blaise BN liegt an der 1901 eröffneten Strecke Bern - Neuchâtel. Den Zusatz "BN" trägt er zur Unterscheidung vom Bahnhof St-Blaise CFF an der SBB-Strecke Neuchâtel - Biel. Die beiden Bahnhöfe sind Luftlinie nur etwa 300m entfernt, St-Blaise CFF liegt aber 30m höher am Hang.

 

Die BN ist 1997 vollständig in die BLS integriert worden. Der Bahnhof heisst nun St-Blaise-Lac.

 

Die Station erhielt 1904 ein erstes Stellwerk Bruchsal G. 1928 wurde es durch ein Stellwerk vom gleichen Typ ersetzt.

Planbeilage zur Stellwerksinstruktion vom 12. Oktober 1928. Das Stellwerk ist nicht eingezeichnet. Auch die Instruktion ist leider nicht vorhanden. Plan Staatsarchiv Bern

 

 

Die Station weist die BN-typischen Klappscheiben-Einfahrsignale auf. Zusammen mit den Durchfahrsignalen stehen an der Einfahrt zwei Scheibensignale. Diese Kombination gab es schweizweit nur an dieser Strecke. Das Hauptsignal, die grössere Scheibe, ist rot, während das kleinere Durchfahrsignal orange gefärbt ist.

 

Nur die Einfahrweichen 1 und 4 können vom Stellwerk aus bedient werden. Die anderen Weichen sind Handweichen, die mit Riegelhebeln gesichert werden. Zusätzlich sind drei Sperrschuhe vorhanden.

 

Gleis III lag ursprünglich direkt am Neuenburgersee. Inzwischen ist der See nach diversen Aufschüttungen ein Stück weit entfernt.

 

In St. Blaise BN wurde ein grosszügiges Aufnahmegebäude (AG) in der gleichen Bauart wie jenes in Ins errichtet. Die anderen Stationen der BN erhielten einfachere Bauten. Das AG in St. Blaise BN ist im Gegensatz zu jenem in Ins heute noch vorhanden.

 

 

Das mechanische Stellwerk wird 1952 durch ein Schalterwerk Integra ersetzt. Es war als nur 24 Jahre in Betrieb. Für die robust gebauten mechanischen Apparate ist das ungewöhnlich kurz.

Verschlusstafel des Schalterwerk Integra aus dem Jahr 1952 Plan Sammlung S. Niklaus

  • Gleisplan erweitert mit Stumpengleis 5 und Anschlussgleis 12
  • Ein - und Ausfahrten sind nun auch von / nach Gleis 1 möglich
  • Weiche 5 ist eine Minusweiche, d.h. sie steht in Grundstellung auf Ablenkung (nach Gleis 3). Das hat zur Folge, dass Fahrbegriff 1 von / nach Gleis 2 signalisiert wird, während von / nach Gleis 3 Fahrbegriff 3 gilt. Das ist eine eher ungewöhnliche Anordnung
  • Es gibt nur noch einen Sperrschuh in Gleis 4
  • Es sind zwei Barrieren vorhanden, von denen nur jene in Sichtweite vom Stellwerk aus bedient wird. Die andere wird von einem Barrierenposten örtlich bedient. Dieser wird 1975 als letzter der BLS/BN aufgehoben: Link
  • Interessant ist der Punkt b im Raster der Änderungen: "Nach Reisebericht vom 14. Okt. 52 geändert". Man hat also vor Ort gesehen, dass etwas im Plan nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmt und die entsprechende Korrektur vorgenommen. Was geändert wurde, geht aus dem Plan nicht hervor

 

Rückseite des Plan. Copyright bzw. Urheberrecht sind schon damals ein Thema.

 

 

1992 erhält die Station ein Stellwerk Domino 55/69:

Planbeilage und Instruktion über die Sicherungsanlage ADM 3/92 Sammlung P. Anklin

 

Die detaillierte und verständliche Instruktion lässt kaum Fragen offen, deshalb nur ein paar Hinweise:

 

1              Provisorische Fernsteuerung durch Marin 

2.3.1        keine gleichzeitigen Einfahrten

2.3.2        besetzte Einfahrten (nur im Ortsbetrieb)

6.1 / 6.3  gleichzeitige Einfahrten (entgegen 2.3.1!)   

6.7           zu kurzer Durchrutschweg bei Signal B

7.2.1        Besonderheit Rückmeldung. Gampelen - Marin ist noch nicht mit automatischem Block ausgerüstet 

                 (Handblock)  

11.1          Bedienung nur mit 2 Fingern

 

Zum letzten Punkt: Die Geschichte mit den 2 Fingern wurde in den BLS-Stellwerkinstruktionen lange Jahre konsequent verwendet, "nur mit 2 Fingern" gerne auch unterstrichen. Woher das herrührte, ist mir nicht bekannt. Ich habe aber mal die Geschichte von einem Beamten gehört, der die Tasten des Stellwerks mit den Füssen bediente und dabei vom unerwartet auftauchenden Betriebschef überrascht wurde. Falls die Geschichte stimmt, könnte das der Grund sein (und falls sie nicht stimmt, ist es wengistens eine gute Geschichte...). 

Falls ich gerade den Telefonhörer in der Hand hatte, habe ich für dringende Bedienungen auch mal den Ellbogen des rechten Arms zu Hilfe genommen. Weitere Körperteile habe ich aber nie verwendet...   

 

 

 

 ______________________________

 

Herzlichen Dank an Peter Anklin (pensionierter Lokführer BLS) für die Beiträge zu diesem Artikel.

 

 

Weitere Gleispläne von St-Blaise BN finden sich auf dieser Homepage unter Gleispläne Privatbahnen:

1957 Link

19xx Link

 

 

 ergänzt 08.05.2025 / S. Niklaus