Einigen BLS

Zu diesem unscheinbaren "Bahnhöfli" eine etwas andere Darstellung. Die frühere Kreuzungsstation wurde nach dem Ausbau der Strecke Thun - Spiez auf Doppelspur zu einer Blockstelle umgewandelt. Das geschah offenbar nicht unmittelbar nach Inbetriebnahme der Doppelspur im Jahr 1914, denn die beiden nachfolgenden Dokumente stammen aus dem Jahr 1917.

Handgezeichneter Plan der Signalanlagen. Die beiden Blocksignale B II und A sind einflüglige Semaphore und dementsprechend rot dargestellt, die dazu gehörenden Vorsignale sind wie damals üblich grün gefärbt. Interessant ist das zusätzliche Signal B I. Es zeigt grundsätzlich freie Fahrt und wird nur auf Halt gestellt, wenn ein Personenzug im "Spiezergleis" anhält.

 

 

Beschreibung der Signalanlagen in Einigen.

Quelle: Staatsarchiv Kanton Bern

 

 

Ein Bericht zum Bahnhof Einigen aus der Zeitschrift "Der öffentliche Verkehr" vom November 1950. Der Artikel gibt einen schönen Einblick in die damals üblichen Tätigkeiten eines Stationsvorstands auf einer kleinen Landstation.

 

Einige Besonderheiten:

  • Arbeitszeiten 06.00 - 12.25, 17.20 - 20.15, also eine fünfstündige Mittagspause
  • Trotz Zugsabfertigung trägt Frau Hochuli keine Uniform oder Mütze. Das war damals ausschliesslich männlichem Personal vorbehalten
  • Im Text zum Bild rechts oben ist von Weichen die Rede. Ich glaube aber, dass es in Einigen damals keine solchen gab. Auf der Skizze oben sowie auf den Gleisplänen der Station sind jedenfalls keine Weichen eingezeichnet
  • Der Mann von Frau Hochuli ist 1918 an der spanischen Grippe gestorben. Diese schlimme Epidemie forderte damals europaweit sehr viele Menschenleben (in der Zwischenzeit haben wir ja auch Erfahrung mit weltweiten Epidemien... Nachtrag vom 01.01.2023)

 

Von einem pensionierten BLS-Mitarbeiter habe ich diese Instruktion inkl. Plan der Anlagen in Einigen erhalten. 

 Plan Sammlung M. Gertsch, Thun

 

Der Plan ist zwar mit Oktober 1918 gekennzeichnet, ist aber erst ab 15. September 1920 mit der Einführung des Streckenblocks gültig. Offenbar ist es schon damals zu ungewollten Verzögerungen gekommen.

 

In der 15seitigen Instruktion nimmt die Beleuchtung und der Unterhalt der Anlagen den grössten Platz ein, die Funktionen und Abhängigkeiten der Signale entsprechen dem Zirkular vom 21. März 1917. Nur eine Besonderheit ist noch erwähnenswert: Während der Nichtbesetzungszeiten der Station konnten der Block durchgeschaltet werden und die Signale blieben dauernd auf Fahrt. Auch die Barrieren blieben in dieser Zeit offen, zur Sicherung diente eine Schiebebarriere, die der Vorstand vor dem Verlassen des Dienst schliessen musste.

 

 

Weitere Gleispläne von Einigen finden sich auf dieser Homepage unter Gleispläne Privatbahnen:

ca. 1950     Link

1994/2001 Link