Brig ist sicher einer der interessantesten Bahnhöfe der Schweiz. Dazu nur einige Stichworte:

  • Simplontunnel Brig - Iselle längster Tunnel der Welt von 1906 - 1982
  • Brig - Iselle 1906 Elektrifizierung mit Drehstrom 3000V
  • Brig - Frutigen 1913 Elektrifizierung mit Wechselstrom 15000V / 16 2/3Hz 
  • Grenzbahnhof Schweiz - Italien
  • Gemeinschaftsbahnof SBB / BLS
  • Lokdepots SBB und BLS
  • Schmalspurbahnen FO und BVZ

Der Gleisplan hat sich im Lauf der Jahre immer wieder stark verändert. Trotzdem haben sich einige Komponenten erstaunlich lange gehalten. Nachfolgend meine Unterlagen wie üblich in chronologischer Reihenfolge und kurzen Hinweisen auf einige Besonderheiten.   

 

1906: Gleisplan bei Eröffnung Simplontunnel. Die BLS-Strecke fehlt noch.

 

1906: Stellwerke gemäss dem vorangehenden Plan

Bemerkungen zu den Plänen von 1906:

  • Sehr schön gezeichneter und farbig unterlegter Gleisplan
  • Auf französisch werden die Stellwerke mit "Pavillon" bezeichnet. Auf den anderen Plänen sind sonst eher "Poste" oder "Enclenchement" gebräuchlich
  • Die Signale sind rechts aufgestellt
  • Signale D II, D III und M befinden sich auf Ausleger. Signale N XXI und N XXII sind am gleichen Mast angebracht.
  • Das Einfahrsignal O 1/2 Seite Simplon ist als einziges zweiflüglig
  • Bezeichnung der Vorsignale ist speziell: Hauptsignal A, Vorsignal A1, Hauptsignal O 1/2, Vorsignal O3
  • Das Vorsignal K1 ist hängend an einem Ausleger angebracht, während sich Vorsignal O3 bereits im Simplontunnel befindet
  • Stellwerk I befindet sich noch im Bereich des Zwischenperron. Bei Einführung der BLS wurde ein neues Stellwerk I am nördlichen Rand der Gleisanlagen errichtet
  • Stellwerk II ist das grösste Stellwerk. Die Weichen an der Zufahrt zum Depot sind alle an dieses Stellwerk angeschlossen, obwohl sie teilweise direkt bei Stellwerk IV liegen. Somit konnte Stellwerk II die Fahrten vom und zum Depot alleine regeln, was den Betrieb vereinfacht. Auch konnte Stellwerk IV in Randzeiten unbesetzt bleiben
  • Stellwerk III: Bei den Signalhebeln M, N XXI und N XXII befinden sich "Voyants du rideau", d.h. "Leuchtfenster des Vorhangs". Das Portal des Simplontunnels konnte mit einem Vorhang verschlossen werden. Damit wurde bei Arbeiten im Tunnel der Durchzug vermindert. Zuständig für die Bedienung des Vorhangs war ein Tunnelwärter. Die 3 Ausfahrsignale konnten nur auf Fahrt gestellt werden, wenn der Vorhang offen war. Gesteuert wurde das Ganze über elektrische Sperren
  • Stellwerk IV ist ein reines Rangierstellwerk und an Zugfahrten nicht beteiligt
  • Der Stellwerkstyp ist in der Stellwerksinstruktion nirgends beschrieben. Gemäss dem Buch "Hebel, Riegel und Signale" von Hans G. Wägli sind das Befehlsstellwerk und Stellwerke I bis III von Bruchsal. Ich erinnere mich aber, dass ein Briger Fahrdienstleiter, der das Befehlsstellwerk noch persönlich bedient hat, vom "Jüdel" gesprochen hat.
  • Nachtrag zum Stellwerkstyp: Die beiden Stellwerkspezialisten U. Dikenmann und T. Ströhla gehen anhand von Fotos davon aus, dass alle Stellwerke von Bruchsal stammen, also auch das Befehlsstellwerk.

 

 

1956: Zirkular 10/56 Ersatz der mechanischen Signale im Bereich des Stellwerks 3. In diesem Jahr wurde dort ein Schalterstellwerk Integra in Betrieb genommen.

 

Plan Sicherungsanlagen Stand 30.01.1962

 

Gleicher Plan in vergrösserter Version:

Bemerkungen zum Plan 1962:

  • Vor dem Bau des Simplontunnels war Brig ein Kopfbahnhof. Dieser war um ein vielfaches kleiner und befand sich im Bereich der Gleisgruppe J. Gleis J5 mit der Saltinabrücke ist das ursprüngliche Einfahrgleis der Strecke aus Lausanne. Die Brücke ist auch heute (2019) noch vorhanden
  • Die Stellwerkbezirke sind mit gestrichelten Linien gekennzeichnet
  • Stellwerke I und II sind noch die ursprünglichen mechanischen Stellwerke. Die Gleisausfahrsignale sind noch Semaphore, während als Einfahrsignale und Linienausfahrsignale Lichtsignale dienen
  • Es gibt noch 9 mechanische Rangiersignale (Kreuzsignale), falls ich richtig gezählt habe: R1 bis R7 und R9 + R14. Daneben sind viele Licht - Rangiersignale in verschiedenen Varianten aufgestellt. Es gibt Vorrücksignale (V), Haltsignale (H) und Sperrsignale (S). Bei Stellwerk IV ist noch ein Klappscheibensignal L2 aufgestellt.
  • Erstaunlich ist die geringe Anzahl der möglichen Zugfahrstrassen. Erkenntlich sind diese an den kleinen schwarzen Pfeilen und den dazugehörigen Fahrstrassenbezeichnungen. Beispielsweise bei Einfahrsignal A2: a A3, a A4, a A6 und a B2. Das heisst, aus Richtung Visp kann nur in Gleise A3, A4, A6 und B2 eingefahren werden. Ausfahrten sind aus Gleisen A1, A3, A4 und B1 möglich. Ein - und Ausfahrten aus Gleis A7 von/nach Visp sind somit nicht einstellbar. Dasselbe gilt für die verschiedenen Gütergleise. Von und nach der BLS sind immerhin je 6 Gleise erreichbar
  • Gleise A2 und A5 sind reine Rangiergleise ohne signalmässige Fahrstrassen. Einzige Ausnahme ist Gleis A2, aus dem Richtung Simplontunnel ausgefahren werden kann (Fahrstrasse f A2)
  • Die Perrongleise A1 bis A7 und die Gütergleise B1 bis B3 sind nicht isoliert. Erkenntlich ist das an der dicken oder dünnen ausgezogenen Linie. Isolierte Abschnitte sind mit zwei dünnen Linien gezeichnet
  • Dasselbe bei den meisten Weichen im Bereich de Stellwerke I und II. Isoliert sind nur die Weichen der H-Gruppe sowie Weiche 53 im Bereich von Stellwerk II
  • Die Gleisanlage wurde immer erweitert, dadurch sind die Weichennummern ausgegangen. Zusätzliche Weichen wurden mit der Zusatzbezeichnung "bis" versehen. Gefunden habe ich Weichen 2bis, 6bis, 11bis, 15bis, 54bis und 57bis. Die Entwicklung war damit noch nicht fertig, später sollten noch Weichen 1bis, 5bis, 8bis und 20bis dazukommen...
  • Stellwerk III ist ein Schalterstellwerk Integra, daher sind in diesem Bereich alles Lichtsignale aufgestellt. Bei den Rangiersignalen gibt es zusätzlich ein Rangiersignal (R) und Ablaufsignale (Z)
  • Stellwerk 4 bedient nur einige Weichen im Bereich des SBB-Depots. Zusätzlich gibt es dort Handweichen, deren Stellung vom Stellwerk II aus überwacht werden kann
  • Autorampe in Gleis H14 / H12. Ein - und Ausfahrten sind nur Richtung Simplontunnel möglich
  • Gleisanlage der FO / BVZ auf dem Bahnhofvorplatz
  • Bezeichnung der Rhone mit dem im Wallis üblichen Namen "Rotten"

 

 

Plan Sicherungsanlagen Stand 01.05.1969

 

Gleicher Plan in vergrösserter Version:

 

Bemerkungen zum Plan 1969:

  • In Stellwerke I und II wurden elektrische Anlagen eingebaut. Die möglichen Zugfahrstrassen konnten markant erhöht werden. So kann nun auch aus Visp / Lalden in die H-Gruppe ein - und ausgefahren werden. Auch kann die Autorampe von der BLS her erreicht werden (nicht aber von Visp).
  • Das Befehlsstellwerk auf Perron 1 wurde ebenfalls durch ein Dominostellwerk ersetzt
  • Es sind keine mechanischen Signale mehr vorhanden
  • Seite Iselle ist Wechselbetrieb möglich
  • Rangiersignale in allen Varianten sind in grosser Zahl aufgestellt. Ich habe 69 Stück gezählt.
  • Die Perrongleise sind interessanterweise immer noch nicht isoliert

 

 

Plan Sicherungsanlagen Simplontunnel Stand 01.05.1969

 

Gleicher Plan in vergrösserter Version:

 

Bemerkungen zum Plan Simplontunnel 1969:

  • Wechselbetrieb
  • Tunnelstation Domino 55 ohne Zwergsignale, ferngesteuert von Brig
  • Bezeichnung der Tunnelgleise Ib, IIb, Ii, IIi (b und i für Brig und Iselle)